Terra Raetica Trails - 5 Etappen
Den Transalpine Run (TAR) kennt jeder und jede, der oder die im Trailrunning zu Hause ist oder in diese Szene hineinschnuppert: Es gibt ihn seit 20 Jahren und er ist eine Institution, wenn vom Laufen abseits befestigter Straßen gesprochen wird.
von Egon Theiner, zusammen mit Barbara Reiter-Tlapek, Regina Kadi, Anne D’Arcy, Erwin Ostry
Fünf Etappen, fünf Eindrücke
Die Terra Raetica Trails kennt – noch – nicht jeder, in diesem Jahr wurden sie zum dritten Mal ausgetragen, und jede Wette: In zwei Jahrzehnten haben sie den Stellenwert eines TAR!
Das ist jetzt klarerweise eine Ansage, doch so unrealistisch ist sie nun auch wieder nicht. Weil die Terra Raetica Trails an fünf Tagen in Nordtirol, Schweiz und Südtirol die allerschönsten Trails herauspicken und präsentieren, weil die Teilnehmerzahlen (noch) überschaubar sind und der familiäre Eventcharakter im Vordergrund steht, weil die Organisatoren an den verschiedenen Standorten Experten und „Local Heroes“ sind, die ihr Handwerk nicht nur verstehen, sondern zelebrieren, und weil das Datum – Anfang Juli – einigermaßen stabile Wetterverhältnisse garantiert. Und so wurden die Terra Raetica Trails 2025 wie jene in den Jahren zuvor ein voller Erfolg. Knapp zehn Wiener Läufer:innen waren auch dabei...
Trail 1: Feichten: Thomas Penz Höhenweg
- Distanz: 17,7 Kilometer
- Höhenmeter: 1.042
Die Transferzeiten zwischen unserem wunderbaren Quartier Miaflor in Ried im Oberinntal und den Veranstaltungsorten waren mit etwa 30 Minuten kurz und mit den öffentlichen Bussen gut erreichbar. Wir nutzten aber durchwegs den vom Hotel angebotenen Shuttle-Dienst. Sämtliche Strecken waren hervorragend markiert – Verlaufen nahezu unmöglich. Eine wunderschöne erste Etappe, der Thomas Penz Höhenweg im Kaunertal. Wir starteten frohen Mutes in Feichten, von wo es nach kurzer Einlaufphase lang und steil bergauf ging. Oben angelangt, wurde man mit herrlichen Aussichten auf die Berge und Täler belohnt. Der Downhill begann mit einer durch ein Seilgeländer versicherten Abstiegspassage, die leicht zu meistern war. Der Weg zurück ins Ziel führte über in Serpentinen verlaufende Trails, wobei die letzten Kilometer flach verliefen. Viel Schatten gab es nicht und die absolute Höhe von über 2.000 m machte es doch anstrengend. Die Strecke war fordernd, aber nicht überfordernd, die Cut-off-Zeiten waren großzügig. Hätten wir noch etwas mehr Zeit gehabt, hätten wir die Eierschwammerln und die Walderdbeeren entlang des Weges sammeln können. (Barbara Reiter-Tlapek)
Trail 2: Ried: Anton Renk Trail
- Distanz: 21,4 Kilometer
- Höhenmeter: 1.477
Die Wetteraussichten passen perfekt und ich freue mich schon sehr auf die versprochene Aussicht auf den Anton-Renk-Wasserfall. Ich reihe mich ziemlich weit hinten im Starterfeld ein. Zu Beginn des Anstiegs verengt sich die Strecke zu einem Single-Trail und es entsteht ein Stau, der sich nur langsam auflöst. Gemächlich geht es den steilen Anstieg dahin. Ich überhole nicht. Die Strecke liegt zu dieser Zeit im Schatten und so erreiche ich fast mühelos nach 3 Kilometern die VP1 in Fendels weit unter der Cut-off-Zeit. Weiter geht es dann Richtung VP2 zur Fendler Alm. Es sind jetzt 1.100 Höhenmeter absolviert und der Weg wird wesentlich flacher. Ich laufe langsam die leichte Steigung 4 Kilometer weit zur Anton-Renk-Hütte, wo dann die restlichen Höhenmeter absolviert sind. Auf dem Weg zur Hütte hat man permanent einen gigantischen Ausblick zum Wasserfall. Natürlich nehme ich mir zwischendurch Zeit für ein paar Fotos. Nach der Hütte beginnt der Downhill. Ich freue mich darauf und laufe fast wie im Flow hinunter. Es macht richtig Spaß. Nach ein paar hundert Metern sehe ich rechts oben einen Fotografen. Ich bemühe mich zu lächeln und möglichst fotogen zu wirken. Ich beschleunige etwas, es muss ja auch spektakulär aussehen mit dem Wasserfall im Hintergrund. Und spektakulär wird es dann leider auch.
Auf Höhe des Fotografen angelangt, ruft mir dieser kurz zu. Ich blicke nach oben, verliere das Gleichgewicht und stürze kopfüber ein paar Meter den steinigen Abhang hinunter. Ich spanne alle meine Muskeln an und rolle mich nicht einmal so ungeschickt ab. Als mein Körper endlich zum Stillstand kommt, traue ich mich zunächst kaum, mich zu bewegen. Ich bleibe kurz liegen und sammle mich. Vorsichtig bewege ich meine Gliedmaßen und setze mich langsam auf. Zu meiner Verwunderung funktioniert das gut und ich bin erleichtert. Es scheint nicht allzu viel passiert zu sein. Der Fotograf kommt zu mir herunter und hilft mir zurück zur Strecke hinauf. Ich setze mich auf einen Stein und checke mal ab, was wehtut. Ich spüre nur einen leichten Schmerz in der rechten Schulter, sehe ein paar Abschürfungen am Unterarm sowie einen kleinen, tiefen Schnitt am Handgelenk. Also nichts Dramatisches, das mich hindern sollte weiterzulaufen. Ich wasche meine Wunden aus, verbinde die Schnittwunde, trinke einen Schluck Wasser und laufe langsam weiter.
Unterhalb des Wasserfalls wird das Gelände etwas schwieriger und rutschiger und es machen sich Schmerzen an den linken hinteren Rippen bemerkbar. Laufen funktioniert jetzt nicht mehr. Ich hangle mich bis zur letzten Labe bei der Stalanzer Alm entlang. Dort treffe ich auf Vereinskollegin Anne, die mich in der Zwischenzeit überholt hatte. Ihr Angebot, mich bis ins Ziel zu begleiten, nehme ich dankend an. Ein Check im Krankenhaus Zams ergibt, dass zum Glück nichts gebrochen ist und alle Organe unversehrt sind. Meine Schürfwunden werden versorgt, die Schnittwunde genäht. Trotz des unerfreulichen Zwischenfalls habe ich die Strecke und die beeindruckende Landschaft in bester Erinnerung und ich werde diesen Trail mit Sicherheit noch einmal laufen oder wandern, um ihn vollends genießen zu können. (Erwin Ostry)
Trail 3: Samnaun Trail
- Distanz: 10,2 Kilometer
- Höhenmeter: 766
Bereits am Vortag wurde uns angekündigt, dass wir wetterbedingt früher starten würden und die Strecke verkürzt wird. Wir waren zwar einerseits enttäuscht, nicht die ganze Strecke laufen zu können, andererseits auch nicht allzu traurig, einen etwas weniger anstrengenden Tag vor uns zu haben, waren die ersten beiden doch schon recht anstrengend gewesen.
Bei der Anreise im Hotelshuttle war noch strahlender Sonnenschein, der aber bald schon durch finstere Wolken getrübt wurde. Spätestens beim Start war klar, die Entscheidung der Organisation war sicher die richtige. Nach dem Start ging es im flotten Tempo über eine Forststraße dahin, bis sich das Tempo auf den Single-Trails wie auch in den Vortagen im Mittelfeld etwas verringerte. Dann setzte auch der angekündigte Regen ein, glücklicherweise nicht allzu stark – Regenjacken hatten wir griffbereit und so ging es ohne Pause weiter. Am höchsten Punkt angekommen, ließ der Regen nach, die Regenjacken waren wegen des frischen Windes durchaus weiterhin willkommen. Vorbei am Fotografen ging es auf wunderschönen Single-Trails wieder hinab ins Tal. Die letzten 2 Kilometer führten über die Forststraße, wo es so richtig Spaß machte, noch einmal ordentlich Gas geben zu können … und schon war der Ort und somit das Ziel erreicht! (Regina Kadi)
Trail 4: Nauders: Nauderer Höhenweg
- Distanz: 26,5 Kilometer
- Höhenmeter: 1.650
Der Morgen begrüßte uns mit einem starken Landregen. Die Wetterapps versprachen Besserung bis zum Start, und angesichts der langen Strecke mit 26,5 km und 1.650 Höhenmetern standen wir schließlich mit einem reduzierten Feld am Start: Barbara entschließt sich zu einem Wellnesstag, Martin K auch, Erwin konnte natürlich an einen Start nicht denken und Josef kam mit, um eine reduzierte Version der Strecke zu absolvieren. Das Shuttle brachte uns nach Nauders und pünktlich bei Ankunft hörte der Regen auf. Wir konnten unsere Sachen in der Touristeninformation ablegen und pünktlich erfolgte der Start um 9.30 Uhr. Tatsächlich erwiesen sich die Ärmlinge und Regenjacken gleich als viel zu warm und wir konnten uns bergauf in die Karawane einreihen. Nach vielen Passagen auf und ab gibt es einen letzten Anstieg zum Sadererjoch, den man (für mich leider) steil wieder bergab laufen muss. Wie immer holten mich hier viele Läufer ein, die ich noch in den Bergaufpassagen überholt hatte. Aber noch passt die Zeit im Hinblick auf den Cut-off. An einem der höchsten Punkte standen nicht Kühe, sondern Pferde im Weg. Nach den tollen Ausblicken folgten einige Kilometer zurück ins Tal und ich konnte relativ am Ende des Starterfeldes glücklich finishen. Ein letzter Blick auf Naudersberg und es geht zurück ins Hotel zur Jause und zum Dinner. (Anne D’Arcy)
Trail 5: Reschensee Trail
- Distanz: 18 Kilometer
- Höhenmeter: 730 (bergauf), 1.120 (bergab)
Der letzte Tag bringt nicht die weiteste Strecke … es ist dennoch eine besondere Strecke: vom Reschensee hinauf auf die Elferspitze auf fast 3.000 Meter. Von der Talstation der Schönebenbahn ging es flott über die Skipisten durch den Wald. Auf Single-Trails ging es zur Bergstation, dort gab es Zwischenzeitmessung und Moderation, dann weiter die Almen hinauf bis zu einem wunderschönen Höhenweg mit fortwährendem Blick auf den Reschensee.
Kurzer Abstieg zur Haideralm, dort wieder Verpflegung und denselben Weg ein kurzes Stück zurück – so hatten wir die Gelegenheit, den anderen Läufern noch zu begegnen. Dann ging es Richtung Gipfel, steil und immer alpiner bis zu einer Scharte, wo wir bei Bedarf noch Wasser nachfüllen hätten können – ein Blick hinauf zum Gipfel, da waren einige Läufer zu sehen. Der Weg erwies sich als anspruchsvoll, der Einsatz der Hände als durchaus notwendig – das Stück bis zum Gipfel grenzte schon an leichte Kletterei. Hinunter ging es dann über Blockgelände, das wohl etwas unseren Gleichgewichtssinn forderte, in immer leichter zu bewältigendes Gelände bis auf Almen mit mehreren Bachüberquerungen wieder hinunter zur Bergstation der Schönebenbahn ins Ziel. Resümee: wunderschön, anspruchsvoll, recht alpin und für mich die Königsetappe. (Regina Kadi)

